Interview mit der Schauspielerin Monica Anna Cammerlander über Hexen, Zitronen und Blackouts.
Wukblatt: Wie fängt man so einen Job eigentlich an?
Monica: Der klassische Weg ist einfach schon in der Schule anfangen und so früh es geht, es auch mal beim Film zu probieren. Jedoch braucht man Matura um auf eine staatliche Schauspielschule zu gehen. Die ist der Türöffner für alle Theater und Filmproduktionen. Wenn das nicht klappt, muss man sich einfach Alternativen überlegen. Zum Beispiel kann man auf private Schulen gehen. Wenn man Theaterschauspieler*in werden will, dann ist eine Ausbildung aber auf jeden Fall nötig.
Wukblatt: Welche Ausbildung hast du gemacht?
Monica: Mit 17 wollte ich ins Max Reinhart Seminar. Ich war unter 800 Bewerber*innen eine von den letzten 6 Frauen. Es gab eine Woche lang Prüfungen. Man hat eine Nummer bekommen und immer wenn man bestanden hat, hing dann die Nummer an der Tür, oder eben nicht. Bis Freitag Abend hing meine Nummer an der Tür, dann habe ich gedacht, ich schaffe das nicht mehr und tatsächlich habe ich es nicht geschaft. Dann bin ich ans Konservatorium gegangen und da wurde ich sofort genommen. In New York habe ich dann noch eine filmische Ausbildung gemacht.
Wukblatt: Wie viel verdient man so als Schauspieler*in?
Monica: Grob gesagt, verdient man beim Theaterspielen im Monat soviel, wie für einen Tag beim Film. Das ist so, weil du halt beim Film ganz viele Zuschauer*innen erreichst und beim Theater immer nur ein kleines Publikum.
Wukblatt: Was begeistert dich beim Schauspielen so?
Monica: Alles. Das muss der absoluter Traumberuf sein, sonst sollte man das nicht machen. Mich begeistert es einfach, das man mit so vielen Gefühlen spielen darf, ohne mit den Konsequenzen leben zu müssen. Du darfst dich 1000 mal verlieben, aber musst nicht 1000 mal heiraten und das ist einfach toll.
Wukblatt: Magst du lieber Theater oder Film?
Monica: Ich möchte mich niemals entscheiden müssen, weil beides wahnsinnig spannend und aufregend ist. Also beim Theater ist es so, wenn du Trauer spielen musst, dann sieht das der bis zur dritten Reihe, das heißt, dass du deine Emotion haben musst und du musst sie ganz groß spielen, doch beim Film, wenn du eine träne rinnen lässt, dann zerplatz die ganze Leinwand.
Wukblatt: Was war der schwierigste Auftritt, den du je hattest?
Monica: Das war die Seele im Feuer, da wurde ich am Scheiterhaufen verbrannt als Hexe. Der Drehtag war wirklich das Intensivste, was ich neben der Geburt meines Sohns erlebt hab. Das war wirklich am original Schauplatz am Bamberg, wo einfach hunderte von „Hexen“ wirklich verbrannt wurden. Sie haben dort das Feuer angezündet und ich dachte, das wird heutzutage so computeranimiert. Es waren Feuerwehrleute da und das war das einzige Mal in meinem Leben, wo ich auch einen Dreh abgebrochen habe. Die haben das angezündet und ich dachte mir wirklich, die brennen da meine Augenbrauen ab, das war so unglaublich heiß. Ich habe dann STOP gebrüllt und es sind zwanzig Feuerwehrleute daher, haben uns runter gezerrt und haben das Feuer gelöscht.
Wukblatt: Was passiert eigentlich, wenn man seinen Text vergisst?
Monica: Wahnsinnige Schrecksekunde. Aber meistens rettet man sich selber wieder, oder die Kolleg*innen tun es. Was viel schlimmer ist, ist wenn man einen Lachkrampf hat. Beim Film ist das natürlich nicht so schlimm, da kann man einen neuen Take machen. Ich weiß noch bei „der Gott des Gemetzels“, dass war ein vier Personen Stück mit unglaublich viel Text und da hat immer wieder jemand was vergessen, doch wir haben uns immer sehr gut gegenseitig geholfen, man bringt die Leute dann z.B mit einer Frage wieder auf den Text.
Wukblatt: Gewöhnt man sich an den Stress vor den Auftritten?
Monica: Es wird bei mir weniger, aber es wird nie ganz weg sein, aber das ist auch gut so, denn man braucht die Aufregung. Adrenalin vor Premieren ist einfach gut.
Wukblatt: Welche Art verkörpern sie am liebsten?
Monica: Ich bekomme oft dramatische Figuren, weil ich persönlich gut weinen kann und das können wenige Schauspieler*innen. Ich finde aber Menschen zum Lachen zu bringen und Komödien fast schwieriger, wie eine Tragödie.
Wukblatt: Wie kann man denn auf Knopfdruck weinen?
Monica: Mit viel Übung. Das hab ich eigentlich in New York gelernt, da sucht man sich einen Moment in seinem Leben aus und lernt dann langsam und mit viel Übung zu weinen. Zum Beispiel gibt es da die Zitronen Übung, da übst du in eine Zitrone zu beißen, bis es wirklich so sauer ist, dass dir sogar beim Gedanken das Wasser im Mund zusammen läuft. Der Mensch kann sich wirklich an solche Dinge erinnern.
Wukblatt: Wie ist so ein Drehtagtag?
Monica: Beim Film muss man echt Geduld haben. Man wartet manchmal den ganzen Tag, um dann eine Szene zu haben, aber das liegt daran, dass die Technik eine große Rolle spielt. Früher gab es so einen Fussel-Check. Da gab es eine Kontrolle, ob nicht irgendwo ein Fussel ist und auch wenn du die Szene super gespielt hast, wenn da ein Fussel war, musste man das wieder machen. In alten Filmen sieht man das sogar manchmal auf der Leinwand. Einmal haben wir in Sizilien gedreht, da war ein Berg und das Segelschiff musste genau in dem richtigen Moment da fahren um mit der Sonne passend im Bild zu sein. Wir haben dann darauf gewartet, dass die Sonne genau im richtigen Licht da war, damit wir vorbeisegeln konnten. Und beim Theater ist das ganz einfach, du hast immer fixe Probezeiten, zum Beispiel probst du für das eine Stück von 10 bis 14 Uhr und am Nachmittag hast du dann den Auftritt für ein anderes Stück.
Wukblatt: Wie sind Premieren so?
Monica: Filmpremieren sind nicht so aufregend, da geht’s eigentlich nur um das Drumherum, das ist eher nervig. Bei den Filmpremieren musst du immer gut drauf sein, du musst mit allen reden und das ist der Teil von dem Job, der mich weniger interessiert. Das ist eher karrieretechnisch, aber es gibt auch Leute, die sehr stark daran arbeiten.
Ein Interview von Öyküler
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